Vera Gerdau Stiftung
Im Rampenlicht
Was tun, wenn durch die unerwartete Ausschüttung von zwei Lebensversicherungen plötzlich 200.000 Euro zur Verfügung stehen? Werner Lorenz gründete so 2012 die Vera Gerdau Stiftung und engagiert sich für die besondere Kunst des Theaters.
An einem Frühlingstag im März 2011 fuhren Vera Gerdau und Werner Lorenz auf der Autobahn Richtung Norden. Vera Gerdau hatte ihren Mann zu einem Ausflug an die Ostsee eingeladen, als vor ihnen plötzlich ein Fahrzeug ins Schleudern geriet – gefolgt von einem furchtbaren Krachen. Der Unfall teilt Werner Lorenz’ Welt für immer in ein Vorher und ein Nachher. Ein Nachher ohne seine geliebte Frau. Werner Lorenz hält kurz inne. „Aber sprechen wir lieber von der Stiftung“, sagt der Professor für die Geschichte der Bautechnik.
Dauerhaft Gutes stiften
Die damals 57-jährige Frau mit blondem Kurzhaarschnitt und liebenswertem Lachen, die als Tochter eines Seemanns unter den Apfelbäumen des Alten Landes aufwuchs, hinterließ Werner Lorenz viele glückliche Erinnerungen – und Geld aus zwei Lebensversicherungen. Lorenz, der das Erbe nicht für sich wollte, kam rasch die Idee, es in eine Stiftung und damit in etwas dauerhaft Gutes umzuwandeln.
Großes Herz für alle
Zum einen unterstützen er und der Stiftungsrat, der aus Freunden und Familie besteht, Projekte aus dem Natur- und Umweltschutz. Dazu gehören etwa ein Gnadenhof in Mecklenburg oder die „Animals’ Angels“, die sich weltweit für das Verbot von qualvollen Tiertransporten engagieren. „Natur und Tiere lagen Vera am Herzen“, erzählt Lorenz. „Als Sozialpädagogin begleitete sie außerdem voller Engagement benachteiligte junge Menschen bei ihrer Berufsausbildung. So ergab sich der zweite Förderschwerpunkt ‚Mensch‘.“
Dieser steht seit dem Wechsel zur Haspa Hamburg Stiftung und der Verwandlung in eine Verbrauchsstiftung im Jahr 2021 im Vordergrund. Und das Engagement der Vera Gerdau Stiftung trägt Früchte: Gemeinsam mit dem neu gewonnenen Partner ASSITEJ, der internationalen Vereinigung für Kinder- und Jugendtheater, lobt sie nun einen eigenen Preis für Theaterprojekte von und mit Menschen mit Behinderung aus. „Eine wichtige Neuschöpfung in der Theaterszene“, weiß Lorenz. 2022 wurde die mit 15.000 Euro dotierte Auszeichnung erstmals in Berlin an eine Produktion mit Gehörlosen verliehen. „In der Jury sind Menschen mit Behinderungsperspektiven in der Mehrzahl, und so stellen wir sicher, dass gerade ihre Sichtweise die Preisvergabe prägt“, sagt Lorenz – und fügt hinzu: „Ganz sicher hätte Vera diese Arbeit unserer Stiftung gut gefallen.“