Teilen als Herzensangelegenheit
„Sind wir nicht alle ein wenig Paula?“
Inge Wolfinger und Ulrich Peter sind Weltverbesserer durch und durch, und das nicht erst, seit sie 2016 die PAULASTIFTUNG unter dem Dach der Haspa Hamburg Stiftung gegründet haben. Mit ihr beschreiten sie nun neue Wege.
Wenn Inge Wolfinger und Ulrich Peter abends zu Bett gehen, bleiben sie kurz vor einer gerahmten Schwarz-Weiß-Fotografie im Esszimmer stehen. Auf ihr ist ein etwa 15-jähriges Mädchen mit dicken, geflochtenen Zöpfen zu sehen, das im Moment der Aufnahme glücklich in die Kamera lächelt. „Das ist Paula Warschawsky“, sagt Inge Wolfinger. „Sie hat in einem Dorf bei uns in der Nähe gelebt, und alles war gut, bis die Nationalsozialisten an die Macht kamen. Paula wurde danach erst von ihren Nachbarn und Freunden ausgeschlossen und dann 1938 verhaftet. Danach gelangte sie ins Warschauer Ghetto und von dort in das Vernichtungslager Treblinka, wo sie im August 1942 grausam ermordet wurde. Ihr Schicksal hat uns immer sehr berührt. Deshalb war klar, dass wir unsere Stiftung nach ihr benennen, ‚PaulaStiftung‘ heißt sie nun.“
Ihr Mann Ulrich Peter ergänzt: „Denn Paula steht für alles, was uns am Herzen liegt: für Freiheit, Nächstenliebe, Gleichberechtigung und Solidarität – Werte, die ‚unserer‘ Paula nicht zuteil wurden. Wir denken oft an sie!“
Mehr als eine Stiftung
Über die nach ihr benannte Stiftung hätte sich Paula sicherlich gefreut. Denn mit der Stiftung engagiert sich das Paar für soziale Projekte sowie für Tier-, Natur- und Klimaschutz. Die Eheleute unterstützten etwa den gemeinnützigen Hamburger Verein „Viva con Agua de St. Pauli e. V.“ und mit ihm den Anspruch, allen Menschen auf der Welt Zugang zu sauberem Trinkwasser zu ermöglichen. Außerdem sind sie mit ihrer Stiftung seit 2021 einer der beiden Hauptförderer des Orchesters „Coole ElbStreicher“. Hier erhalten Kinder und Jugendliche aus der Hansestadt kostenlosen Musikunterricht, sie lernen die Noten auswendig und dirigieren sich selbst. Mittlerweile sind sie weit über Hamburgs Grenzen hinaus bekannt und standen bereits mit Musikgrößen wie Udo Lindenberg oder David Garrett auf der Bühne.
Das Netzwerk der Stiftung wächst beständig und hat außerdem ein neues Gesicht – ein etwa elfjähriges Mädchen mit langen, blonden Haaren, das als Botschafterin „Paula“ die Stiftungsarbeit auf der frischen Internetseite „wir-sind-paula. de“ sichtbar macht. Paula ist direkt vor Ort in verschiedenen Kurzvideos zu sehen. In einem nimmt sie die Zuschauer mit auf einen Bauernhof zwischen Hamburg und Bremen. „Iris, erzähl uns doch mal, was ihr vorhabt“, fordert Paula die Gründerin des Vereins „Tierisch gute Zeit“, Iris Küsel, auf. Und erfährt dann, dass sich auf dem Hof und an der Seite von Alpakas, Ponys, Hühnern, Meerschweinchen, Kaninchen, Gänsen und einem Hofhund Menschen eine Auszeit nehmen können: Menschen aus der Behinderten-, Alten- und Jugendhilfe oder auch Menschen, denen leider nicht mehr so viel Zeit bleibt, etwa aus dem Kinder- und Erwachsenenhospiz. Keine Frage, dass die PaulaStiftung den Verein gerne fördert. In einem anderen Video besucht Paula die Hamburger Einrichtung „CaFée mit Herz“ und unterhält sich mit dem damaligen Geschäftsführer Jan Marquardt darüber, wie er und sein Team Obdachlosen helfen.
In den sozialen Medien aktiv
Diese und andere Videos sind nicht nur auf der Internetseite zu sehen, die seit August 2021 online ist, sondern auch auf Facebook, Instagram und YouTube. Über diese Kanäle erreichen Inge Wolfinger und Ulrich Peter Menschen aus aller Welt. „Jeder kann sich hier über die kleineren und großen Entwicklungen unserer Stiftungsarbeit auf dem Laufenden halten und mitmachen“, sagt Ulrich Peter. Und fügt hinzu: „Außerdem erweitern wir so ständig unser Netzwerk. Denn die PaulaStiftung ist mehr als eine Stiftung. Sie ist ein Netzwerk von Gleichgesinnten – von Menschen, die genau wie wir die Welt zu einem schöneren und bunteren Ort machen wollen.“
Die andauernde Niedrigzinsphase mit geringen Erträgen und der Wunsch, mit seiner Stiftung noch mehr bewegen zu wollen, brachten das Paar auf die Idee, seine herkömmliche Stiftungsarbeit auszudehnen. Durch das neue Konzept nimmt die PaulaStiftung sehr erfolgreich weitere Spenden über ihr Netzwerk ein. Gespendet werden können aber auch andere Dinge wie wertvolle Zeit oder auch Kunst. Auf ihrer Website können unter der Rubrik „Spendenwerke“ von verschiedenen Künstlern Kunstwerke „erspendet“ werden. Der Erlös eines Fotos der Elbphilharmonie floss unlängst in das Gesundheitsmobil vom „CaFée mit Herz“. Sowieso fließen immer alle Spenden zu 100 Prozent in die Projekte, da die Stifter sämtliche Kosten privat übernehmen.
Mit ganzem Herzen helfen
Auf diese Weise fördert das Stifterpaar durch die PaulaStiftung nicht nur Projekte wie ein Kinderhaus in Peru oder Kleinbauern in Guatemala. Es stiftet auch andere Menschen an, Gutes zu tun. „Sind wir nicht alle ein wenig Paula?“, fragen Inge Wolfinger und Ulrich Peter auf ihrer Homepage und bringen damit zum Ausdruck, dass jeder Mensch Botschafter einer besseren Welt werden kann. Das Paar selbst verdankt seine finanziellen Mittel einer unverhofften Erbschaft. Das Geld für sich zu beanspruchen, war nie eine Option – es aus vollem Herzen zu teilen, gehörte immer schon zum Alltag der beiden. Inge Wolfinger strickte Hunderte Sockenpaare für einen guten Zweck, Ulrich Peter initiierte Kulturprogramme, und zusammen pflanzen sie Bäume für den Klimaschutz und sammeln Kleidung für Hilfsbedürftige.
„Hand aufs Herz – macht mit und seid dabei!“, fordert Botschafterin Paula am Ende eines Videos die Zuschauer auf. Was die Namensgeberin der Stiftung Paula Warschawsky wohl dazu gesagt hätte? Sie hätte sich gefreut!