Starköchin mit Herz
„Unglaublich beglückendes Gefühl“
Das Kuratorium der Haspa Hamburg Stiftung besteht aus Personen des öffentlichen Lebens – wie CORNELIA POLETTO, 50, die sich in Stiftungsarbeit und Sozialleben der Stadt stark engagiert. Was sie motiviert und leitet, erzählt die Stargastronomin im Interview.
Sie sind als prominente Köchin und Geschäftsfrau viel beschäftigt. Was hat Sie für die Arbeit im Kuratorium der Haspa Hamburg Stiftung überzeugt?
Cornelia Poletto: Ich bin eine Verfechterin von Netzwerken und gegenseitiger Unterstützung. In diesem Fall ist Haspa-Chef Harald Vogelsang direkt auf mich zugekommen und hat mich gefragt, ob ich bereit wäre, im Kuratorium der Stiftung zu helfen. Die Haspa und ich sind seit vielen Jahren verbunden. So half sie mir zum Beispiel dabei, mein Unternehmen aufzubauen – es gab also bereits eine gute Vertrauensbasis. Die Arbeit, die die Stiftung leistet – Menschen dabei zu helfen, etwas zurückzugeben und Kapital sinnvoll zu verteilen –, ist großartig. Deswegen habe ich zugesagt.
Erzählen Sie uns gern ein wenig über das, was Sie im Rahmen des Kuratoriums tun.
Poletto: Das Kuratorium trifft sich zweimal im Jahr. Gemeinsam schauen wir uns verschiedenste förderungswürdige Projekte, Vereine und Ideen aus Hamburg an – das ist eine sehr schöne Aufgabe. Und ich finde es toll, dass wir eine so bunte Mischung an Menschen sind. Sprich: Es sind nicht nur Finanzprofis und Vorstände bei den Sitzungen dabei, sondern eben auch wir als sogenannte Personen des öffentlichen Lebens, die vielleicht auch mal mehr mit dem Herzen als mit dem Kopf Entscheidungen treffen.
Neben Ihnen gehören noch acht weitere Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens zum Kuratorium. Wie ist der Austausch untereinander?
Poletto: Viele von uns laufen sich natürlich auch abseits der Kuratoriumstreffen über den Weg, die etwa alle halbe Jahre stattfinden. Auch wenn das meist zufällige Begegnungen sind, verbindet uns die gemeinsame Kuratoriumsarbeit, und natürlich erzählen wir uns von Projekten, auf die wir gestoßen sind und die wir mal im Kuratorium vorstellen wollen. Die Aufgabe, die uns alle verbindet, ist, das Engagement der Haspa Hamburg Stiftung öffentlich zu machen. Dass es eine Stiftung für potenzielle Stifter:innen gibt, ist schon etwas sehr Besonderes, aber in einer so reichen Stadt wie Hamburg durchaus sinnvoll.
Prominente Hamburger im Stiftungskuratorium
- Spitzenköchin Cornelia Poletto ist Schirmherrin im „Lufthafen“ des Altonaer Kinderkrankenhauses. Seit fünf Jahren ist sie Kuratoriumsmitglied der Haspa Hamburg Stiftung. Neben ihr gehören dem Kuratorium an: Frederik Braun, Dr. Dagmar Entholt-Laudien, Sabine Tesche, Till Demtrøder, Yared Dibaba sowie Gabriele Wöhlke. Uwe Seeler ist seit 2021 Ehrenmitglied im Kuratorium.
- Dr. Karl-Joachim Dreyer, langjähriger Vorstandssprecher und Mitinitiator und -gründer der Haspa Hamburg Stiftung, ist Vorsitzender des Kuratoriums – unter anderem auch des Kuratoriums der Haspa Musik Stiftung und der Peter-Mählmann-Stiftung, der Kinder- und Jugendstiftung der Haspa.
- Das Kuratorium der Haspa Hamburg Stiftung wurde 2005 ins Leben gerufen. Die Amtszeit der Mitglieder beträgt vier Jahre.
Was möchten Sie als Mitglied des Kuratoriums konkret bewirken?
Poletto: Dass noch mehr solvente Hamburger:innen von der Haspa Hamburg Stiftung erfahren und vielleicht darüber nachdenken, wie sie ihr Vermögen unter Berücksichtigung des sozialen Aspekts noch besser verwalten können. Und dass Kapital gerecht und sinnvoll so eingesetzt wird, dass Menschen mit Engagement, Motivation und gutem Spirit noch mehr für das Gemeinwohl bewirken können.
Sollte sich jeder Mensch engagieren?
Poletto: Es gibt zum Glück ganz viele, die Solidarität wirklich leben. Im ganz Großen wie auch im Kleinen. Ich kenne sogar Kinder, die sich etwas vom Taschengeld absparen, um spenden zu können. Es geht nicht um die Summe, sondern in erster Linie um die Einstellung, dass eine Gesellschaft nur als Miteinander funktioniert. Und: Wir müssen zu einer Kultur finden, in der Menschen stolz darauf sind, finanziell geholfen zu haben, und darüber reden, anstatt sich als stille Spender:innen wohler zu fühlen.
Wie definieren Sie „Glück“?
Poletto: Glück bedeutet für mich in erster Linie Gesundheit. Dicht gefolgt von Zeit. Und natürlich sind auch Familie und Freund:innen fester Bestandteil meines Glücklichseins.
„Das Geheimnis des Glücks liegt nicht im Besitz, sondern im Geben.“ Teilen Sie diesen Sinnspruch?
Poletto: Glück bedeutet manchmal auch, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein, um Ziele, egal ob privat oder beruflich, zu erreichen. Wem dieses Glück hold ist, der sollte andere, die nicht so viel Glück gehabt haben, unterstützen. Danach lebe ich gern. Es war für mich selbstverständlich, mich zu Beginn der Pandemie auf einen Aufruf der Arbeiterwohlfahrt (AWO) zu melden, den ich in einem Newsletter gelesen hatte. Ursprünglich wollte ich nur anbieten, dass mein Team und ich, die wir ja von einem auf den anderen Tag keine Gäste mehr zu bewirten hatten, für Senior:innen einkaufen gehen können. Daraus ist eine viel größere Sache gewachsen, wir haben jedes Wochenende 100 Essen gekocht und an verschiedene AWO-Einrichtungen persönlich ausgeliefert. In so viele dankbare Gesichter zu gucken, ist ein unglaublich beglückendes Gefühl.
Sie sind Unternehmerin, Mutter, engagieren sich neben der AWO auch für das Altonaer Kinderkrankenhaus und die Stiftung Lesen – wie kriegen Sie das alles hin?
Poletto: Es ist schon immer wieder eine Herausforderung, aber besondere Zeiten erfordern auch besonderes Engagement. Und wann immer es geht, stehe ich bereit. Den Lieferservice für die AWO konnte ich nur mit Unterstützung meines tollen Teams und der finanziellen Zuwendung von Stammgästen, die für den Wareneinsatz aufgekommen sind, leisten. Genau dieses Miteinander ist es, auf das es ankommt. Ich kann mir gut vorstellen, dass wir auch in diesem Jahr wieder AWO-Einrichtungen an den Adventssonntagen mit Weihnachtsessen à la Poletto glücklich machen.
Promikoch Tim Mälzer hat das Kochgewerbe nach seinem Burn-out als „Selbstausbeutung“ beschrieben. Wo tanken Sie auf?
Poletto: Meinen Ausgleich finde ich am liebsten in der Natur. Beim Joggen um die Alster, bei einem Ausritt mit meiner Tochter oder einer Kanupaddeltour über Hamburgs Kanäle. Und natürlich bedeutet es für mich Entspannung, mit Freunden und Familie an einem Tisch zu sitzen, Pasta zu essen und gute Gespräche zu führen.
Bei Ihnen kommen die Menschen zusammen – ist das die wahre Basis des Gemeinwohls?
Poletto: Jeder Mensch, der kocht – egal ob Profi oder nicht, tut es doch, um Menschen an einem Tisch zusammenzubringen und sie mit gutem Essen glücklich zu machen. Das gemeinsame Essen, ohne nebenbei aufs Handy zu gucken und sein Insta-Profil zu checken, ist eine wichtige soziale Komponente und sollte viel mehr zelebriert werden.